Pilze sind überall – und für alles gut
Wir haben Pilz-Fakten, die euch überraschen werden

Pilze selber sammeln ist in den letzten Jahren wieder beliebter geworden. Aber sie sind nicht nur lecker, sondern wir waren selbst überrascht wie faszinierend die Pilzwelt ist. Sie sind nicht nur super wichtig für die Natur, sondern auch in der Zukunft für viele Dinge nutzbar. Viel Spaß beim Weitererzählen der abgefahrene Fakten über Pilze.
Kurze Einordnung: Dass was wir als Pilz bezeichnen und essen, ist eigentlich nur der Fruchtkörper, also der oberirdisch sichtbare Teil des Pilzes. Eigentlich besteht der Pilz hauptsächlich aus einem meist farblosen Geflecht dünner Zellfäden (Myzel), die im Erdboden wachsen. Der Fruchtkörper bildet und verbreitet die Sporen.
Es gibt ungefähr 14.000 Pilzarten in Deutschland
Laut dem Bundesamt für Naturschutz gibt es ungefähr 14.000 Pilzarten in Deutschland. Davon sind allerdings nur etwa 250 bis 300 als essbar eingestuft, während rund 200 Arten gesichert als giftig gelten. Viele der Pilzarten sind noch gar nicht ausreichend untersucht und könnten auch giftig sein. Sicher ist jedoch, dass es sehr viel mehr unterirdische Arten gibt, als Fruchtkörper auf der Oberfläche sichtbar sind.
Das größte Lebewesen der Welt ist ein Pilz
Der Dunkle Hallimasch (Armillaria ostoyae) ist der größte lebende Organismus der Welt, dessen Myzel (siehe oben) sich über zehn Quadratkilometer erstrecken und über zehn Tonnen wiegen können.
Forscher haben entdeckt, dass dieser Pilz das Pigment Melanin, das beispielsweise die menschliche Haut vor schädigenden UV-Strahlen schützt, in großen Mengen enthält. Da Melanin in der Lage ist, Schwermetalle zu binden, kann es für die Entwicklung neuartiger Wasserfilter genutzt werden.
Pilze als Ganzes können sehr alt werden
Das unterirdische Myzel kann Tausende von Jahren leben, der älteste bekannte Pilz in Oregon wird auf 8.500 Jahre geschätzt. Die Fruchtkörper, also die sichtbaren Pilze, die wir kennen, sind dagegen nur wenige Tage bis Wochen haltbar.
In deutschen Wäldern sind Pilze entscheidend für den Nährstoffkreislauf
Durch den Abbau von totem organischem Material setzen Pilze lebenswichtige Nährstoffe frei, die von Bäumen und anderen Pflanzen aufgenommen werden können.
Mykorrhiza-Pilze z. B. sind Pilze, die sich unterirdisch mit den Wurzeln von Pflanzen und Bäumen verbinden, über die sie dann Nährstoffe austauschen und Informationen über Gefahren wie Parasiten weiterleiten.
Leuchtende Pilze
Über 70 Pilzarten auf der Welt sind biolumineszent und können im Dunkeln leuchten. Die Farbe wird als grün wahrgenommen und kann sowohl im Mycel und als auch im Fruchtkörper auftreten.
Pilze als Baumaterial
Das Myzelium wird auch in Deutschland als nachhaltiges Baumaterial erforscht. Sie könnten eines Tages traditionelle Baustoffe wie Beton ersetzen, da sie sowohl schnell wachsen als auch kohlenstoffneutral sind.
Schon heute gibt es Stühle und Tische aus Pilz und Pilz-Styropor schützt Glas beim Verschicken.
Pilze können Plastik verdauen
Der Pilz Pestalotiopsis microspora aus dem ecuadorianischen Dschungel enthält eine Chemikalie, die Polyurethan, den Hauptbestandteil von Plastik, abbaut und in organische Materie umwandelt. Er könnte vielleicht zur Reinigung von Mülldeponien verwendet werden.
Pilze sind eher Tiere als Pflanzen
Pilze sind eher mit Tieren verwandt als mit Pflanzen. Sie können nämlich keine Photosynthese betreiben und beziehen ihre Energie nicht aus Sonnenlicht. Sie benötigen für ihr Überleben organische Nahrung wie Tiere und Menschen.
Pilze haben kein Geschlecht
Es gibt keine festen männlichen oder weiblichen Pilze im herkömmlichen Sinne. Stattdessen haben sie verschiedene Zellen des Myzels, die entweder Kernspender- oder Kernempfängerzellen sind. Die geschlechtliche Fortpflanzung erfolgt durch die Fusion dieser unterschiedlichen Paarungstypen. Das Geschlecht wird bei Pilzen darüber definiert, welche Zelle des Myzels den Zellkern spendet („männlich“) und welche den Zellkern empfängt („weiblich“).
Neben der geschlechtlichen Fortpflanzung können sich Pilze auch ungeschlechtlich vermehren, zum Beispiel durch Zellteilung oder Sprossung.
Pilze gegen Umweltverschmutzung
Einige Pilze haben die bemerkenswerte Fähigkeit, giftige Schadstoffe und Schwermetalle in kontaminierten Böden abzubauen. In Deutschland werden Pilze in Experimenten schon dazu verwendet, die Bodenqualität auf alten Industrieflächen zu verbessern.
Pilze inspirieren Technik
Die komplizierten Netzwerkstrukturen, die man bei Myzelien findet, haben Wissenschaftler und Ingenieure dazu inspiriert, neue Ansätze in der Architektur und Stadtplanung zu entwickeln. In Deutschland gibt es Forschungsprojekte, die diese natürlichen Netzwerkmodelle nutzen, um städtische Netzwerke zu optimieren und nachhaltiger zu gestalten.
Wann und wo wachsen Pilze?
- Pilze wachsen am liebsten an Stellen, an denen der Waldboden nicht von Büschen, Sträuchern oder anderen Pflanzen überwuchert ist. Dort fällt mehr Licht auf den Boden und die Pilze können leichter ihre Fruchtkörper an die Oberfläche drücken.
- Pilze wachsen auffallend oft dort, wo sich die Bodenstruktur oder die Vegetation ändert z. B. an Wegrändern oder Übergängen von Laub- zu Nadelwald.
- Ein Pilz treibt seine Fruchtkörper immer dann aus, wenn die besten Chancen bestehen, dass seine Sporen auch tatsächlich keimen können. In langen Trockenperioden wachsen daher keine Pilze, selbst wenn das Myzel unter der Erde genügend Feuchtigkeit zur Verfügung hat.
- Pilze wachsen meist dann, wenn auf eine warme, trockene Periode viel Regen fällt. Das feucht-warme Klima am Waldboden ist die ideale Ausgangslage für eine erfolgreiche Abgabe der Pilzsporen.
Wo dürft ihr Pilze sammeln?
Auch in Niedersachsen gilt das Handstraußgesetzt: Es besagt, dass ihr nicht mehr pflücken dürft, als in einen Handstrauß passt oder den persönlichen Tagesbedarf übersteigt. D. h. Speisepilze in Wäldern dürfen für den Eigenbedarf gesammelt werden. Wieviel das genau ist, wird nicht exakt im Gesetz geregelt. Auf der sicheren Seite seid ihr, wenn ihr von etwa 1.500 bis 2.000 Gramm Pilze pro Person ausgeht.
Auf Privatgrundstücken, in Naturschutzgebieten und Nationalparks ist das Sammeln generell verboten. Pilze, die unter Naturschutz stehen oder gefährdet sind (Rote Liste), dürfen nicht gesammelt werden.
Selbst gesammelte Pilze darf man in Deutschland auch nicht verkaufen. Sie sind nur für den Eigenbedarf bestimmt.
Der Fliegenpilz kann seine Punkte auf dem Hut verlieren
Die Flocken auf dem Hut sind die Reste einer Hülle, die beim Heranwachsen aufreißt und auf der Hutoberfläche zurückbleibt. Wenn es windig ist oder viel regnet, können sie abgewaschen werden oder wegfliegen.
Warum suchen eigentlich Schweine die Trüffel?
Der Geruch von Trüffeln ähnelt stark dem Sexualduftstoff der männlichen Schweine. Deshalb werden bei der Trüffelsuche gerne weibliche Schweine eingesetzt, die bereits geschlechtsreif sind.
Der tödlichste Pilz
Der Grüne Knollenblätterpilz ist verantwortlich für die meisten tödlichen Pilzvergiftungen in Deutschland, da er oft mit dem Wiesenchampignon verwechselt wird. Das Fatale ist: Er schmeckt gut und seine Wirkung entfaltet er erst zeitverzögert: Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall beginnen erst etwa sechs Stunden nach dessen Verzehr. Danach geht es zunächst besser, bevor ein zweites Gift irreparable Leberschäden verursacht.
So sieht er aus ➡️➡️➡️➡️
Keine schimmeligen und matschigen Pilze essen
Die meisten Vergiftungsfälle gehen aber nicht auf giftige Pilze zurück, sondern auf zu alte Speisepilze. Wenn Pilze alt und matschig werden, starten sie bereits mit der Verwesung und werden giftig, auch wenn sie noch aufrecht stehen. Am besten solltet ihr nur junge, knackig feste Exemplare von Speisepilzen mitnehmen – die schmecken sowieso am besten.
Schimmelige Stellen bitte nicht wegschneiden, sondern den ganzen Pilz wegtun.

Die wichtigsten Regeln beim Pilzesammeln
- Was ihr nicht kennt, rührt ihr nicht an.
- Sammelt nur Mengen für den Eigenbedarf.
- Alte und verdorbene Pilze bleiben besser im Wald.
- Pilze immer Herausdrehen und nicht -reißen. Und das Loch hinterher wieder zuschütten.
- Pilze immer in einem luftdurchlässigen Korb transportieren und nicht zerquetschen, in Plastiktüten schwitzen sie und gammeln.
Hilfe beim Erkennen von essbaren Pilzen in Niedersachsen
- Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM):
Über die Website könnt ihr nach regionalen Pilzberatern suchen. - Gesundheitsämter oder Gemeindeverwaltungen:
Diese Stellen sind oft auch eine gute Quelle, um Adressen von Pilzberatungsstellen zu erfahren. - ID-Pilze App :
Der BUND Niedersachsen und die Universität Hannover haben gemeinsam eine App entwickelt, die auf der Eingabe von Pilzeigenschaften wie Farbe oder Form basiert, um die Bestimmung zu erleichtern. Kostenloser Download bei Google Play und im App Store - Giftnotrufzentrale:
Bei einem Verdacht auf Pilzvergiftung oder nach dem Verzehr eines unbekannten Pilzes kontaktiert die Notrufnummer 0551 - 19240, die für Niedersachsen zuständig ist.